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Pressemitteilung 22.06.2023

Initiative "Generalshotel retten!" appelliert eindringlich: Innehalten vor dem Abriss! Politische Verantwortung der Bundesregierung gefordert!

Vor dem geplanten Abriss des denkmalgeschützen Generalshotels auf dem BER-Gelände besuchten Vertreter*innen der Initiative "Generalshotel retten!" am gestrigen Mittwochabend das Gebäude und erneuerten die Forderung nach einem Moratorium, um den kurz bevorstehenden Abriss zu verhindern. 

Bei dem Besuch vertreten waren neben den Brandenburger Landtagsabgeordneten Sahra Damus (Bündnis 90/Die Grünen) und Isabelle Vandre (Die Linke), auch Vertreter*innen des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege, aus Wissenschaft und Architektur sowie Familienmitglieder des international bekannten Kunstschmieds Fritz Kühn, dessen Arbeiten auch im Generalshotel zu finden sind. 

Im folgenden finden Sie Zitate von Mitgliedern der Initiative, die Sie für Ihre Berichterstattung nutzen können: 

„Wir konnten uns vor Augen führen, welch kostbares Zeugnis der frühen "Ostmoderne" und welch bedeutender Ort ostdeutscher Geschichte hier auf dem Spiel steht“ beschreibt Sahra Damus, die kulturpolitische Sprecherin der bündnisgrünen Landtagsfraktion ihre Eindrücke. "Unser Appell für ein Abriss-Moratorium ist bisher hin- und herverwiesen worden, alle beteiligten Ministerien haben unseren Gesprächsangeboten Absagen erteilt, niemand hält sich für zuständig. Stattdessen soll nun Hals über Kopf in der Sommerpause abgerissen werden, wohl um die Debatte abzuwürgen. Dabei werden Flächen frühestens 2034 gebraucht. Und wofür? Das Denkmal soll einem Parkplatz für Regierungsflieger weichen. Maximal ein Flugzeug würde an seiner Stelle Platz finden. Wir finden das völlig unangemessen und nicht mehr zeitgemäß. Wir richten unseren Appell daher nun an den Bundeskanzler, der auch Brandenburger Bundestagsabgeordneter ist und an den Ostbeauftragten der Bundesregierung: Es braucht eine kurzfristige politische Verantwortungsübernahme in der Bundesregierung, bevor der Abriss eines bedeutsamen Brandenburger Denkmals beginnt." 

Reinhold Dellmann, Vorsitzender des Landesdenkmalrats, Minister a.D. für Infrastruktur und Raumordnung in Brandenburg: „Ein Moratorium zum Generalshotel ist geboten und schafft Zeit für eine mögliche und sinnvolle Umplanung des betroffenen Flughafenareals. Hier ist der Bund gefordert.“ 

Theresa Keilhacker, Präsidentin der Berliner Architektenkammer:
„Ein breites Bündnis forderte im letzten Jahr ein Abrissmoratorium: Ertüchtigung des Bestandes statt Abriss! Denn: jeder Abriss muss heute mehr denn je unter der Maßgabe des Gemeinwohls betrachtet werden. Das Generalshotel ist in einem guten baulichen Zustand. Es bedarf hier der Wertschätzung baukultureller Zeitschichten, es braucht eine Umweltbilanz und eine Abwägung der Wiederinbetriebnahme gebrauchsfähiger Räume und Flächen.“

Simona Koß, brandenburgische Bundestagsabgeordnete und Mitglied im Ausschuss für Kultur und Medien des Deutschen Bundestags, erklärt:
"Der Abriss des Generalshotels muss ausgesetzt werden. Wir brauchen eine Verständigung darüber, wie grundsätzlich mit bedeutenden Bauwerken aus der DDR-Zeit umgegangen werden soll. Diese dürfen nicht einem Pauschal-Urteil unterliegen, sondern müssen im Einzelfall erhalten und ggf. auch saniert werden. Auch diese Bauwerke zählen zu unserem kulturellen Erbe." 

Erhard Grundl, MdB, kulturpolitischer Sprecher, Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen: 
"Dieses Zuständigkeits-Ping-Pong zwischen den Bundesministerien und der BImA ist der Sachlage überhaupt nicht angemessen. Hier bedarf es einer kurzfristigen Gesamt-Verantwortungsübernahme. In der Sache halte ich eine Innehalten und ein erneutes Prüfen und Abwägen für sinnvoll." 

Mathias Papendieck, MdB aus Brandenburg, SPD-Bundestagsfraktion:
"Entscheidungen sollten noch einmal überprüft werden, wenn es möglich ist und wenn es geboten erscheint. Beides ist hier der Fall. Die Bundesregierung hat bereits entschieden, das Regierungsterminal nicht neu zu bauen. Daher ist es richtig, auch die damalige Entscheidung zum Abriss des Generalshotels noch einmal zu hinterfragen. Dafür müssen aber jetzt erstmal die Bagger gestoppt werden. Haushaltsmittel sollten erst für den Abriss eingesetzt werden, wenn die tatsächlichen Bedarfe für die Regierungsstaffel, die erst 2034 kommen soll, noch einmal unter Abwägung der neuen Sachlage neu überprüft wurden." 

Isabelle Vandre, MdL, kulturpolitische Sprecherin der LINKEN Landtagsfraktion Brandenburg: "Die Verhinderung des Abrisses ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Das Abrissmoratorium muss jetzt kommen, sonst gibt es nach dem Sommer kein Gebäude mehr, über dessen Weiternutzung wir miteinander diskutieren können. Dabei verpflichten uns der Denkmalwert und die Geschichte des Gebäudes, aber auch ein möglichst nachhaltiger Umgang mit endlichen Ressourcen dazu, Nachnutzungsmöglichkeiten zu suchen. Seit dem Planfeststellungsbeschluss vor mehr als 10 Jahren wurden die Planungen für den Flughafen mehrfach geändert, Klimaschutz ist stärker in den Fokus gerückt und auch der Umgang mit Gebäuden der 'Ostmoderne'. Ich gehe davon aus, dass eine Abwägungsentscheidung heute zu einem anderen Schluss kommen würde." 

Matthias Stefke, kulturpolitischer Sprecher der Fraktion BVB/Freie Wähler im Landtag Brandenburg: "Der Drops ist aus meiner Sicht noch nicht gelutscht. Entscheidend ist, ob der Planergänzungsbeschluss aus 2011, der auch den Abriss beinhaltet, noch gültig oder bereits verjährt ist. Eine entsprechende Anfrage dazu habe ich an die Landesregierung gestellt".